Fogrun: Von der gestohlenen Landschaft

Fogrun: Von der gestohlenen Landschaft

Manchmal rennt man halt dann einfach durch die Landschaft, weil man durch die Landschaft rennt. Und eben weiß, dass sie da hinter der grauen Wand – irgendwo – liegt. Nur hat sie halt wer geklaut: Ein Fogrun. Mutmaßlich an der Alten Donau.

Fogrun

©Tom Rottenberg

In Wirklichkeit gibt es da nichts soooo viel zu erzählen: Knapp bevor es ab nach Athen zum Marathon geht, wollte ich eben noch einmal die Beine ausschütteln: Als ich daheim aus dem Haus kam, schien die Sonne. Doch an der Alten Donau war das vorbei: Da nebelte es so, dass man nicht einmal bis zum Gänsehäufel rüber sah.

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©Tom Rottenberg

Oder halt nur beinahe. Und weil sich im Nebel die Präzision verliert, habe ich auch den ersten Satz so geschrieben, wie ich ihn geschrieben habe: Ja, ich fliege zum Athen-Marathon. Weil mich „Discover Greece„, und „Visit Greece“ – zwei große griechische Tourismuswerbe- und -marketingagenturen – netterweise dazu eingeladen haben: Also Flug mit Aegean Airlines, Unterkunft im Hilton, Rahmenprogramm mit Touri-Tour und sonstigem Pipapo. Und ich nehme sogar teil.

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©Tom Rottenberg

Doch bitte beachten Sie die kleine, feine Unschärfe in der Formulierung: Ich habe NICHT gesagt, dass ich den Marathon laufe. Weil: Das kann ich nicht. Nicht nach dieser ver…..en Saison, in der ich vor allem medizinische Begriffe über Körperstellen und -teile kennelernte, die mir plötzlich weh taten – und von deren Existenz ich bis dahin nicht einmal gewusst hatte: 42k spielt es da schlicht und einfach nicht – aber netterweise gibt es in Athen auch einen 10-Kilometer-Lauf – und der sollte machbar sein.

Fogrun

©Tom Rottenberg

Obwohl meine Trainerin, Sandrina Illes, das anders sieht – und vermutlich eh recht hat: Nach dem Sie & Er-Lauf im Prater am vergangenen Sonntag meldete sich die im Sommer verletzte Sehnenplatte nämlich wieder. Obwohl wir eigentlich ausgemacht hatten, dass sie das nie wieder tun würde. Hm …

Aber: Mit viel Rollen & Dehnen und sonstigen Tricks habe ich den Schmerz wieder verjagt. Fast ziemlich ganz total beinahe. Und wenn ich am Sonntag in Athen wirklich gaaaaanz langsam laufe… Und so weiter: Sandrina wird schimpfen. Meine Freundin tut es jetzt schon. Aber: Was würden Sie an meiner Stelle tun? Eben.

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©Tom Rottenberg

Und um mir zu beweisen, dass es eh geht, und vor dem Flug heute Abend noch einmal die Beine auszuschütteln, ging es eben an die Alte Donau (die nicht da war) – und dann weiter in den Prater.

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©Tom Rottenberg

Wunderschön, herbstlich – und feuchtkalt. Aber vor allem: Schmerzfrei. Und  nur darauf kam es mir an.

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©Tom Rottenberg

An besondere Ereignisse dachte oder glaubte ich da nicht. Bis mir auffiel, dass auf der Hauptallee ziemlich viele Autos unterwegs waren. Und die Fahrer jeden Passanten ansprachen. Als ich dann selbst auf der PHA war, stoppte mich ein Fiaker (eigentlich: eine Fiakerin, aber ich bin mir nicht sicher, ob man das Wort, das doch eigentlich die Kutsche bezeichnet, aufgrund der Frau am Kutschbock dann gendert…).

Ob ich „das Pferd“ gesehen hätte, fragte sie mich: Man sei auf der Suche nach einem ausgebüchsten Ross, das sich irgendwo hier im Wald befinden müsse. Oder solle. Ich möge – bitte – die Augen offen halten.

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©Tom Rottenberg

Ich hielt – und sah kein Pferd. Den Witz, „Beauty!“-rufend durch den Prater zu hirschen, verkniff ich mir: Die Leute hatten nämlich ehrlich besorgt gewirkt. Und da wäre Verblödeln nicht ganz ok gewesen.

Statt des Pferdes sah ich dann aber IHN wieder. Nach langer Zeit: Der Mann, der mir da entgegen kam, gehört im Herbst und im Winter zu den fixen Lauf-Einrichtungen im Prater. Im Sommer habe ich ihn noch nie gesehen. Und sagen Sie jetzt nicht, das läge daran, dass er im Sommer nicht auffallen würde: So viele halbnackte Männer sind hier nämlich auch im August nicht unterwegs: An ihn würde ich mich erinnern.

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©Tom Rottenberg

Irgendwann werde ich ihn ansprechen. Aber nicht heute: Ich hatte nicht soviel Zeit. Musste packen. Und mich auf Athen vorbereiten. Mental. Schließlich fliege ich da jetzt gleichhin. Zum Marathon. Und mit der kleinen Unschärfe in der Fotmulierung kann ich in den nächsten Jahren genüsslich spielen.

Fogrun

©Tom Rottenberg

Setup:

Plan: Sandrina Illes

Schuhe: Brooks Racer ST5

Outfit: Skinfit, Dynafit

Tracker: Garmin Forerunner 735xt

Kamera: Gopro Session