Traumberuf: Getränkeautomatenaufsteller am Airport
Augen auf bei der Berufswahl! Aber: Nein, hier kommt jetzt nicht die Geschichte zu meinen beiden Lieblingshashtags „#haettichbloßwasanstaendigesgelernt“ und „#scheissleben“. Sondern ganz was Anderes: Eine kleine Story über den vermutlich einträglichsten Job am Wiener Airport.
Der Reihe nach: Turkish Airlines fliegt von Wien aus noch vom „alten“ Terminal 1 aus nach Istanbul. Das bedeutet: Der Sicherheitscheck findet erst unmittelbar beim Betreten des Abflug-Wartebereiches des Fluges statt. Die Türkei ist Nicht-Schengen-Land – also ein D-Gate.
Das Boarding startet – weil der Flug traditionell knackevoll ist und da immer viele nicht-routinierte Einsteiger mitfliegen – fast eine Stunde vor dem Abflug. 19:05 Uhr für – laut Plan – 19:55 Abflug. Letzteres wird aber fast nie eingehalten. Nicht nur, aber auch wegen der Passagiere: Verständlich, dass beim Check In gebeten wird, doch bitte pünktlich zu Boardingbeginn da zu sein. Noch besser: Ein bisserl früher. Vor allem mit Kindern. Auch wegen der Sicherheitskontrollen.
Um 18:45 Uhr ist der Abflugwartebereich rappelvoll. Es ist warm und stickig. Kinder quengeln. Der Getränkeautomat ist heftig umlagert – trotz der Raubritterpreise. Aber das Murren, das sich da langsam erhebt, hat nix mit den Preisen zu tun – sehr wohl aber mit Geld.
Nach etwa 20 Minuten – also als das Boarding schon längst begonnen haben sollte, aber natürlich nicht und nicht beginnt – eine Durchsage. Erst deutsch, dann englisch, dann türkisch.
„Sehr geehrte Fluggäste. Wir möchten Sie auf eine Besonderheit dieses Getränkeautomaten hinweisen. Und uns dafür entschuldigen, aber gleichzeitig festhalten, dass wir nichts dafür können: Dieser Automat hat nämlich eine Besonderheit. Er nimmt Ihr Geld, rückt aber dann weder Ware noch Geld heraus. Es tut uns wirklich leid, aber wir sind da absolut machtlos: Für den Getränkeautomaten ist eine externe Firma zuständig. Und wir erreichen dort leide niemanden. Bitte werfen Sie kein Geld mehr ein.“
Auch Homer zockt am Getränkeautomat. (Gefunden und entlehnt bei www.uloc.de.) ©20th Century Fox/ Matt Groening.
Eh nett. Nur: Es kommen immer noch mehr Menschen, oft Eltern mit Kindern in den überfüllten, dampfigen Raum. Und manche sitzen hier seit über einer Stunde: Dass der Flug wohl verspätet starten wird, wird dann zwar auch durchgesagt – aber es könne jederzeit losgehen: Auch Laien erkennen, dass es bei dieser enormen Menge an kollektivem Handgepäck (das wäre und wird eine eigene Story) wohl nicht ganz deppert ist, sich in die sonst idiotische „Ichwillalsersterimfliegersein“-Schlange zu stellen. Jedenfalls geht keiner aus dem Wartebereich: man will ja auch nicht nochmal gefilzt werden. Schon gar nicht mit Kindern.
An der Sicherheitsschleuse wird brav jedes Fläschchen konfisziert – aber ständig schmeisst wer Geld den Automaten: In der einen Stunde sind das locker 150, vielleicht 200 Euro. Mindestens.
„Der Fehler liegt nicht bei uns“, entschuldigt sich der Durchsager noch einmal, als ein empörter Fluggast, der eben erst nach der Warnung knapp nach sieben Uhr, (angeblich) einen Fünf-Euro-Schein an den Automaten verfüttert hat.
Neben mir sitzt ein türkischstämmiger Geschäftsmann und schüttelt den Kopf: „Ich fliege öfter mit dieser Maschine: Dieser Automat ist regelmäßig kaputt.“
Wir sehen uns an – und haben die gleiche Idee: Wir gründen jetzt eine Firma, die Getränkeautomaten am Airport aufstellt, bieten dem Flughafen das doppelte der üblichen Miete an – und verdienen trotzdem eine goldene Nase: Weil wir nix verkaufen – und unser Serviceteam nie erreichbar ist.
Das tut uns dann zwar ganz schrecklich leid, aber sowas kommt halt vor.
