Great Ethiopian Run: Dort laufen, wo es begann

Great Ethiopian Run: Dort laufen, wo es begann

Ein 10-Kilometer-Lauf ohne Startnummer, Zeitnehmung und Wertungsklassen: Der „Great Ethiopian Run“ lockt über 40.000 Läufer nach Addis Abeba – und ermöglicht sogar ein Treffen mit Gott. (Aus meinem Laufblog „rotte rennt“ im Standard)

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Hochgurgl liegt 2.154 Meter über dem Meer. Nicht zuletzt deshalb sind die Touristiker des Ötztaler „Gletscherdorfes“ stolz darauf, eines – wenn nicht das – höchstgelegene Ski- und Sportressorts Österreichs zu bewohnen. Ja, das hat genau gar nichts mit dieser Geschichte vom „Great Ethiopian Run“ und Haile Gebrselassie zu tun. Oder doch?

Während Sie das hier lesen, bin ich in den Ötztaler Alpen. Skifahren. Dienstlich. Und habe Harald Fritz wohl schon jene Frage beantwortet, die er mir Dienstagabend stellte: Würden mich der Klimazonenwechsel und der Flug von Afrika nach Wien komplett ausknocken – oder würde das Laufen in Addis Abeba mir einen geradezu dopingartigen Energieschub verpassen?

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Schließlich liegt Äthiopiens Hauptstadt auf 2.400 Metern. Aber niemand in der Viermillionen-Metropole hat der Stadt je das Etikett „hochalpine Sportstadt“ umgehängt.

Was mich hierher verschlagen hat? Als ich im September den nach Wien geflüchteten Lemawork Ketema auf der Hauptallee traf und interviewte , rief mich Harald Fritz an. Fritz ist Ketemas Trainer. Ganz nebenbei erzählte er, dass er plane, in Äthiopien Trainingslager zu organisieren. Ähnlich, wie es sie etwa in Kenia gäbe.

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Der Unterschied: Fritz ist – auch – Triathlon-Trainer. Ihm schwebt vor, in Äthiopien Tri-Camps abzuhalten. Also das, was Hobbysportler in Massen auf Inseln jetten lässt. Dort gibt es zwar Infarstruktur – aber eines fehlt: legendäre und unschlagbare Läufer kommen von anderswoher. Etwa aus Äthiopien. Ob mich das interessiere?

No na. Noch dazu, wo Fritz für den Schnupper- und Pilottrip ein ganz besonderes Zeitfenster avisierte: Das vorletzte November-Wochenende. Da wird in Äthiopien – je ärmer ein Land, desto religiöser die Menschen – nicht nur das Fest des Heiligen Michael begangen, sondern auch gelaufen. Seit 15 Jahren findet da der „Great Ethiopian Run“ statt. Ein Straßenlauf. 40.000 Teilnehmer.

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Zehn Kilometer. Und auch wenn 10K hierzulande Keinen aufregen, waren die Reaktionen (der Wissenden) einhellig: Der „Great Ethiopian Run“ ist einer der „Sehnsuchtsläufe“ vieler Läuferinnen und Läufer.

Auf den ersten Blick schwer nachvollziehbar: Es gibt da etwa – abgesehen von einer Elite vorneweg – keine Startnummern. Keine Zeitnehmung. Keine Startblöcke. Keine Wertungen, Alters- oder sonstige Gruppen oder Siegerehrungen (wie gesagt: abgesehen von den Eliteläufern).

Und schon der oberflächlichste Bericht verrät, dass es hier nicht nur kaum ums Laufen geht, sondern Laufen oft sogar unmöglich ist: Das hier ist ein Volksfest. Groß und Klein, Jung und Alt, Dick und Dünn machen sich auf den Weg. Oder Teile davon (man kann ja auch Teilstücke auslassen. Oder U-Bahn fahren). Und haben vor allem eines: Spaß.

Doch ich greife vor. Fritz rief wieder an: Über Lemaworks hat er Kontakt zu Afredis Belachew. Der habe lange Jahre Haile Gebrselassie betreut. Und Gebrselassie sei ja nicht bloß ein charismatischer Laufgott, sondern in Äthiopien eine Wirtschaftsmacht: Generalimporteur asiatischer Autos, am Immobilen- und Büromarkt aktiv.

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Er ist an Kinos und Freizeieinrichtungen beteiligt und seine Frau hat eine Fitnesscenterkette. Außerdem ist da die Hotellerie. Haile errichtet gerade am Rande von Addis Abeba ein pipifeines Trainingsresort: Hotel, Laufbahn, 50- oder 25-Meter-Pool, Gym… die ganze Speisekarte. Außerdem steht er maßgeblich für den „Great Ethiopian Run“ …

Mehr dazu finden Sie hier, in „rotte rennt“ dem Standard-Laufblog – oder aber in diesem kleinen Video. 🙂

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