Jesolo im Herbst

Jesolo im Herbst

Was kann ein Ort wie Jesolo im Herbst? Um das herauszufinden lotste ich ein Grüppchen Journalisten hierher – ins Falkensteiner Hotel & Spa Jesolo. Eine Pressereise. Mein Hauptberuf eben. Doch während sich die Journalistinnen im Spa verwöhnen ließen, hatte ich Zeit für eine kleine Runde den Strand entlang.

Jesolo

©Tom Rottenberg

Ich werde hier jetzt nichts über das Falkensteiner Hoel & Spa Jesolo schreiben. Weil das ein bisserl platt und unelegant wäre: Vom Pressesprecher der Hotelgruppe könnte man da mit Fug und Recht behaupten, dass er wohl ein bisserl befangen ist. Bin ich ja auch.

jesolo im herbst

©Tom Rottenberg

Weil: Ohne Grund und Selbstbewusstein würde ich sicher nicht mit einer Gruppe Jouralistinnen von auflagenstarken Medien aus Ö & D hier aufschlagen.

jesolo im herbst

©Tom Rottenberg

Aber über den Pressetrip, bei dem ich den Kolleginnen das sonst so laute, volle und hektische Jesolo, den Urlaubsort aus Kinderheitstagen, in der toten Nach-Nach-Nachsaison zeigen will, sollen die erzählen, die deshalb mit mir hier sind. Da will ich mich weder einmischen noch vorgreifen.

©Tom Rottenberg

DCIM220GOPRO

Wobei ich eines schon festhalten muss: Auch wenn Jesolo und die Strada del Sole für fast alle Menschen in meinem Umfeld unter dem Titel „Urlaub wie damals“ laufen, war ich selbst noch nie hier. Nein, nicht bloß in „unserem“ Hotel – sondern hier, am Lido di Jesolo.

Jesolo im Herbst

©Tom Rottenberg

Vermutlich bin ich eines von zwei Wiener Kindern, das hier nie zwischen den dicht an dicht gestellten Liegen herumliefen, die Orientierung verloren, Umberto Tozzi hörten und sich den ersten, massiven Sonnenbrand einhandelte und seither beim Wort „Gelato“ den Geruch von Sonnencreme (Lichtschutzfaktor 4) in der Nase spüren: Ich war wirklich noch nie in Jesolo.

Jesolo im herbst

©Tom Rottenberg

Das andere Kind ist mein Bruder: Außer uns waren nämlich alle hier. Immer. Und immer wieder. In der Erinnerung verschleifen und vermischen sich die Begriffe: Jesolo? Bibione? Caorle? Grado? Alles eins: Italien. Die „Hausmeisterstrände“ halt.

©Tom Rottenberg

DCIM222GOPRO

Das – dort – , wo alle waren. Und wo ich beim Zuhören lernte, dass es eigentlich wurscht war, wer da genau wo gewesen war – weil es eigentlich immer und überall gleich war. Gleich voll. Gleich heiß. Gleich schön. Irgendwie auch gleich schrecklich: Bis heute bin ich mir nicht sicher, ob ich es als Makel oder als Privileg sehen kann, meine Sommerurlaubssozialisation nicht hier erlebt zu haben.

Jesolo im Herbst

©Tom Rottenberg

Egal. Weil es ist, wie es ist. Und ich ziemlich sicher bin, dass die vollen, überfüllten Strände damals nicht so wirklich meins gewesen wären. Genauso wie ich weiß, dass sie es heute sowieso nicht sind. Obwohl es ja vielleicht genau diese kindliche Prägung gewesen sein hätte können, die mir den Horror des Massenurlaubes als erstrebenswerten Genuss eingeimpft hätte. Oder eben nicht. Im Nachhinein kann man das ja leicht behaupten – und zwar in jeder Richtung.

Jesolo im herbst

©Tom Rottenberg

Fakt ist aber, dass ich dieser Tage zum ersten Mal da bin. Und außer mir/uns kaum wer. Schließlich ist Ende Oktober. Da erwartet man sich von der Strada del Sole nicht viel – außer Nebel und Tristesse. Kühles, unwirtliches Wetter. Graue, entrisch-einsame Strände, an denen man nicht weit sieht und an denen man sich vielleicht sogar ein bisserl englisch-skandinavisch-syltisch fühlen kann.

Jesolo im Herbst

©Tom Rottenberg

Ganz unter uns: Genau das war ja auch ein bisserl die Idee. „Jesolo im Herbst: Enjoy the Silence“ hatte ich in die Einladung geschrieben. Und dann ein bisserl über Nebel und Novemberkälte und Ruhe durch Abgeschiedenheit fabuliert.

Jesolo im Herbst

©Tom Rottenberg

Dazu hatte ich sogar Bilder von einem regenwolkenverhangenen Venedig gezeichnet: Ein bisserl verloren, ein bisserl gespenstisch, ein bisserl morbid – aber mit einem Hauch grandioser Magie. Also jenem Reiz-Amalgam, das aus einem überfüllten, hoch kommerzigen Sommerspot ein verträumt-stilles, abgeschiedenes Rückzugsgebiet macht.

Jesolo im Herbst

©Tom Rottenberg

Jesolo im Herbst: Ein Ort für Spaziergänge. Ein Ort, um zu relaxen. Ein Ort, um zu kuscheln. Ein Ort, um Ruhe und Stille zu finden. Ein Ort der Ein- und Rückkehr zu sich selbst. Meditativ und still. Unter einem bleigrauen, wolkenverhangenen Himmel, in dem die Sonne ein fahler, heller aber kraftloser Fleck ist. Ein Ort, an den man eigentlich nicht denken würde. Nicht als Herbst-Ziel.

Jesolo im Herbst

©Tom Rottenberg

Nun ja: Ich lag falsch. Nicht nur zu meiner eigenen Überraschung: Auch die Hotelleute. Auch die Journalisten. Eigentlich alle. Alle waren mehr als überrascht, als sich der Wetterbericht als wahr erwies. In Wien hatten wir die Ansage schlicht als Propaganda gedungener Lügen-PR-Profis abgetan. Und uns auf alles eingestellt – nur nicht darauf, dass wir alle morgen wohl Sonnencreme kaufen werden bevor wir uns auf den Weg nach Venedig machen.

Jesolo im Herbst

©Tom Rottenberg

Ja eh: Man kann schlimmer daneben liegen. Und man kann seine Zeit wohl auch übler verplempern, als bei einem kurzen Lauf durch tiefen Sand, während sich die Journalistinnen meiner Gruppe im Spa verwöhnen lassen.

Jesolo im Herbst

©Tom Rottenberg

Dass es nicht sonderlich aufregend ist, einen Strand fünf Kilometer rauf und dann wieder runter zu laufen? Das mag stimmen – wenn man es jeden Tag tut. Oder wenn man den Strand zumindest ein bisserl kennt.

Jesolo im Herbst

©Tom Rottenberg

Nur: Ich war ja noch nie hier. Nicht als Kind. Nicht als Erwachsener. Nicht, wenn man sich vor lauter Menschen und Liegen hier kaum bewegen kann. Aber eben auch nicht, wenn hier nichts los ist. Doch so – traue ich mich zu wetten – kennen auch Sie Jesolo nicht.

Jesolo im Herbst

©Tom Rottenberg

Das ist schade: Es ist nämlich schön hier jetzt. Zu laufen. Zu flanieren. Einfach hier zu sein. Wunderschön. Ob ich das im Somme auch sagen würde, wage ich allerdings zu bezweifeln.

Jesolo im Herbst

©Tom Rottenberg

Ganz abgesehen davon: Im Sommer hüpft hier jeder ins Meer. An einem 28. Oktober dagegen ist man damit ziemlich alleine. Obwohl es dafür – wettertechnisch – eigentlich keinen triftigen Grund gibt.

Jesolo im Herbst

©Tom Rottenberg

Ehrlich, es war wirklich nicht kalt. Im Vergleich zum Wolfgangsee vor ein paar Wochen hat das Mitelmeer nämlich geradezu Badewannentemperatur.

Jesoolo im Herbst

©Tom Rottenberg

Setup:

Plan: eine Stunde lang einfach den Strand entlang

Gastgeber: Falkensteiner Hotel & Spa Jesolo

Schuhe: Brooks Racer ST5

Jesolo im Herbst

©Tom Rottenberg

Outfit: Skinfit

Tracker: Garmin Forerunner 735xt

Kamera: Gopro Session

Kommentare

Kommentar verfassen

Keine Kommentare