Sommerpost: Vom Traum von Stille

Sommerpost: Vom Traum von Stille

Manche Geschichten erzählen sich von selbst. Sind immer anders und dennoch immer gleich. Etwa die vom Fenster zum Hof in der lauen Sommernacht, dem eigenen grauen und der Anderen buntem Leben – und der Ruhe, als erstem Bürgerrecht und erster Bürgerpflicht.

Da greift Einer dann zum Stift. Oder tippt. Er textet, pamphletet, prangert an. Bringt auf den Punkt, listet Vergehen auf, Höflich im Ton – aber unerbittlich in der Sache. Dann druckt und hängt er aus, was er der Welt um ihn zum Vorwurf macht.

Sommerpost. ©Tom Rottenberg

Der lauten, bösen, lärmenden, lachenden, parlierenden und sogar kopulierenden rings um ihn. Der, die all das im Sommer bei offenem   Fenstertut. Und nicht Schlag 21:59 Uhr innehält – und fortan bloß flüstert und schweigt. Sich knebelt. Oder – zumindest! – die Fenster  schließt. Alle! und zwar bis acht Uhr morgens.

Einer sitzt und schmollt und grollt. Er fühlt sich im Recht. Und ist es auch. Doch er ist mehr:  Er ist allein. Allein im Dunkeln. Im Dröhnen der Stille hinter seinen Fenstern. Sommer, laue Nächte, offenen Fenstern und Leben ringsum, können da hart sein. Sehr hart. Zu hart für Einen allein.

Und das ist nicht lustig – sondern traurig. Weil der Eine jeder von uns sein könnte. Und es wohl auch ist. Irgendwann.