Taschengeld durch Bilderklau

Taschengeld durch Bilderklau

Taschengeld zwischendurch: Wie eine Handvoll österreichischer Medien mir gerade ein Haubenessen mit meinen Freunden und der Gruft der Caritas einen voraussichtlich mittleren dreistelligen Spendenbetrag verschafften: Sie klauten meine Fotos. Danke – gerne wieder!

Heute möchte ich „Danke“ sagen.

Ich bedanke mich für den Bilderklau – und das auch im Namen der Gruft der Caritas Wien – hiermit ganz herzlich bei all jenen Medien, die die von mir am Wochenende im Wiener Esterhazypark gemachten und auf Facebook geposteten Fotos von den offiziell als Anti-Skater-Latten montierten Querstreben auf den Holzbänken einfach und ohne zu fragen übernommen haben: Die Hälfte der damit, dafür und dadurch lukrierten Honorare gehen nämlich an die Caritas.

Bilderklau

Als Caritas-Sprecher Kaus Schwertner mein erstes Foto übernahm, ging das Ding durch die Decke. Hier der Screenshot von Schwertners Facebookprofil.

Und  weil man für das unerlaubte Verwenden von Bildern als deren Rechteinhaber im Nachhinein das Honorar ziemlich frei gestalten kann, kommt da gerade ein bissi was zusammen. Es ist schließlich Sommerloch – und ungeachtet des Inhaltes und der Bewertung der Geschichte, freue ich mich daher gleich doppelt, dass so viele Kollegen da an dem „Aufreger“ aus dem Park nicht vorbeigehen konnten. Oder wollten.

Es gibt eine Positivliste

Die Positivliste veröffentliche ich gerne. Gefragt haben Heute, ORF, Krone, Kurier und Standard – aber sonst niemand. Doch die Bilder  tauchten überall auf. Online ebenso wie im Print. Und oft genug eben nicht als „Bildzitat“ (= Screenshot mit einem bisserl kontextbezogenem Fleisch rundherum), sondern als Bild.

Bildschirmfoto 2016-08-09 um 20.54.18

Der feine, kleine Unterschied: Ein Screenshot ist quasi ein Zitat. Damit untermauert und erklärt man im Kontext eine Geschichte – und das ist legitim. Nur das Bild alleine zu mopsen ist es aber eben nicht: Das kostet dann. (Dieser Screenshot stammt aus dem Diksussionsthread zum Facebook-Posting von Klaus Schwertner)

Interessantes Detail am Rande: Diejenigen, die Facebook als Bilder-Selbstbedienungsladen verwenden, wissen ganz genau, dass die Teilen- und Einbetten-Buttons auf FB eben NICHT bedeuten, dass man Bilder kosten- und rechtefrei auch nach außerhalb der Zuckerbergwelt transportieren oder übernehmen darf. Trotzdem kommt genau das von jedem/r ChefredakteurIn quasi reflexartig „nach Rücksprache mit unserem Anwalt“.

Sie wissen es eh

Aber auf den Hinweis, dass das so schlicht und einfach nicht stimmt, kommt dann umgehend ein: „Wissen wir eigentlich eh. Schicken Sie uns bitte einfach eine Rechnung. Wie hoch wird die denn in etwa sein?“

Bildschirmfoto 2016-08-09 um 20.48.55

©Tom Rottenberg

Freilich: Die Behauptung, dass manche dieser Medienmacher zwar ganz genau wissen, wie die Rechtslage aussieht, aber damit spekulieren, dass sich zum einen keiner die Mühe macht, nach den eigenen Bildern zu suchen und – wenn doch – drei von vier Beklauten auf die „Wenn es auf Facebook war, darf man das“-Wuchtel reinfallen, würde ich nie aufstellen.

Schließlich wäre das eine bösartige Unterstellung und vielleicht sogar ehrenrührig. Außerdem habe ich für Spekulationen gerade keine Zeit: Ich muss Rechnungsadressen von Medien recherchieren und Honoarnoten schreiben. Und dann einen Tisch reservieren.

Kommentare

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  • alex sagt:

    bildzitat gibts eigentlich auch nicht, auch klagbar…sonst würde jeder teures exclusives bildmaterial mit ein wenig des artikel angeschnitten, abfotografieren und drucken….

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    • thomas sagt:

      hi!

      dachte ich auch.

      aber ich hab derartige urheberrechtsspiele schon mehrere male mit hochkarätigster anwaltlicher hilfe durchgespielt (oder: durchspielen müssen). das einzige mal, bei dem wir da einfuhren war, als eine (nebenbei: dunkelbraune) seite das bild samt drumherum verwendet hatte – und argumentierte, dass das eben keine reine bild-nutzung sei, sondern als teil der „auseinandersetzung im rahmen einer aktuellen politischen debatte“ ein unverzichtbares diskurs-element darstelle.

      auch wenn mir die herrschaften zutiefst zuwider waren (und sie wegen zwei oder drei anderen details trotzdem zahlen & offline stellen mussten), hat das schon auch ein bisserl sinn gemacht.

      lgt

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      • alex sagt:

        naja.. das bild ist geschützt, aber auch text des autors hat ein copyright ….da haben die anwälte schlecht argumentiert…ich kann ja auch keinen Song der in der hitparade gerade ist einfach aufnehmen und verkaufen und sag dann der ist grad halt aktuell – alle reden darüber und ich habs eh mit ein bisserl hintergrundgeräusche aufgenommen :-)..

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        • thomas sagt:

          ja und nein: auch in print-produkten ist das „faksimile“ üblich.
          im rahmen und im kontext halt.

          aber natürlich geht es nicht – zb – ein halbes buch seite für seite abfotografiert nachzudrucken, und dann „faksimile“ drüber zu schreiben.

          es ist kein freibrief – aber eben auch keine sichere bank bei einer beanstandung. im gegensatz zum plumpen klau.

          lgt

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